Am 20. November 2025 kamen NPO-Fachleute in Luzern zur ERFA-Runde zusammen, um ein Thema zu diskutieren, das die ambulante Pflege in den kommenden Jahren grundlegend prägen wird: EFAS – die einheitliche Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen.
Die Diskussion zeigte deutlich: EFAS ist nicht nur eine Reform, sondern ein echter Paradigmenwechsel. Bis spätestens 2032 müssen Pflegeheime und Spitex-Organisationen vollständig auf die neue Logik umgestellt sein. Dann gilt ein einheitlicher Finanzierungsschlüssel für alle OKP-Leistungen: mindestens 26,9 % Kantone, maximal 73,1 % Versicherer – unabhängig davon, ob die Leistung ambulant oder stationär erbracht wird.
Die Perspektive der Spitex
Aline Kurmann von Spitex Schweiz skizzierte, wie EFAS die Pflegelandschaft verändern wird. Zentrale Elemente sind die Gründung einer Tariforganisation, in der Kantone, Versicherer und Leistungserbringer gemeinsam die neue Struktur entwickeln, sowie die Einführung einer schweizweit einheitlichen Kostenrechnung und Leistungsstatistik. Die Reform soll Fehlanreize abbauen sowie die ambulante Pflege attraktiver machen, sie eröffnet Chancen für einheitliche Pflegetarife und koordinierte Versorgung.
Doch Herausforderungen bleiben: Die koordinierte Versorgung wird nicht automatisch gestärkt, Versicherer erhalten mehr Einfluss, und das Risiko einer Unterfinanzierung der Langzeitpflege besteht. Für eine faire Tarifentwicklung sind eine qualitativ hochwertige Datenbasis und Kostentransparenz unverzichtbar. EFAS bietet grosse Chancen für Transparenz und Fairness – verlangt aber aktive Mitgestaltung und frühzeitige Vorbereitung.
Abbildung: Finanzfluss mit EFAS. Quelle: Spitex Schweiz

Die Sicht der stationären Pflege
Christina Zweifel von CURAVIVA beleuchtete die stationäre Perspektive. Sie machte deutlich, dass die Tarifstrukturorganisation zunächst die Struktur definiert. Tarife werden erst später auf kantonaler Ebene verhandelt. Ziel ist eine einheitliche Tarifstruktur für Spitex und Pflegeheime, auch wenn unterschiedliche Tarifverträge wahrscheinlich bleiben.
Zweifel betonte die Dynamik künftiger Tarife und die zentrale Rolle einer soliden Datenbasis: Organisationen müssen ihre Vollkosten pro Pflegeminute kennen – inklusive IT und ohne Querfinanzierungen. Nur mit hoher Datenqualität lassen sich realistische und kostendeckende Tarife verhandeln. Finanz- und Pflegedaten sollen künftig eng verknüpft werden, und die Pflicht zur regelmässigen Datenlieferung wird steigen. Wer sich jetzt mit seinen Daten auseinandersetzt, legt den Grundstein für eine faire Finanzierung. Gute Daten sind der Schlüssel. Ohne sie bleibt EFAS ein Risiko.
Die Diskussion beinhaltete Themen wie: Wie lassen sich Wegzeiten tariflich abbilden? Welche Rolle spielen Taxpunkte? Und wie können klinische Daten mit Kostendaten verknüpft werden, um eine sachgerechte Tarifstruktur zu ermöglichen?
Herzlichen Dank an Aline Kurmann und Christina Zweifel für ihre fundierten Einblicke und an alle Teilnehmenden für die engagierte Diskussion.
Für Mitglieder des NPO Finanzforums stehen die Präsentationsunterlagen im Mitgliederbereich zur Verfügung.





