Am 31. August 2023 fand die siebte NPO Finanzkonferenz zum Thema «Aktuelles aus Recht und Finanzen» an der Hochschule Luzern in Rotkreuz statt. Das Programm umfasste eine Übersicht zur wirtschaftlichen Lage, eine Auseinandersetzung mit den rechtlichen Neuerungen für NPO, zum Datenschutz und zum Beschaffungswesen sowie wertvolle und humoristische Inputs zu unserer Kommunikation.
Die Co-Präsidentin des NPO Finanzforums, Birgit van Haltern, begrüsste die Teilnehmenden und eröffnete die Konferenz. Die erfreuliche Teilnehmerzahl zeige, wie wichtig der Austausch unter Berufskolleg:innen ist. Ebenfalls begrüsste sie den Keynote-Referenten Manuel Ferreira.
Manuel Ferreira, Head Investment Strategy & Economic Research, Zürcher Kantonalbank erläuterte, wie sich der aktuell grösste Fein der Volkswirtschaft, die Inflation, über die Zeit entwickelte. Ausgangslage der heutigen Situation bildet insbesondere die Corona-Pandemie. Die Volkswirtschaft kämpfte mit einem negativen Angebotsschock und einer positiven Nachfrage. Wegen Lockdowns konnten die Unternehmen weniger (effizient) produzieren und liefern und gleichzeitig bestand Einkommenssicherheit und eine solide Nachfrage. Viele Bestellungen konnten nicht rechtzeitig abgearbeitet werden, was markante Lieferverzögerungen zur Folge hatte. Die Unternehmen bauten als Konsequenz ihre Lager auf. Bevor die Wirtschaft ins Gleichgewicht kommen konnte, begann der Ukraine Krieg. Dieser Krieg führte zu einem starken Anstieg der Energiepreise (insb. Gas), was die grösste Ursache der Preissteigerung darstellt. Während die Lieferengpässe 20% der Preissteigerung erklären, sind es bei den Energiepreisen 50%. Zum Abbau der hartnäckigen Inflation wurden die Notenbanken mit Zinssteigerungen aktiv. Das Vermächtnis dieser Multikrise sind aktuell höhere Preisniveaus und eine Normalisierung der Geldpolitik.
Um die anstehenden Entwicklungen der Schweizer Geldpolitik vorauszusehen, lohnt sich ein Blick in die USA, da die meisten Nationen den Entwicklungen der USA folgen. Ebenfalls ist das Ringen um Fachkräfte höher als üblich, die Produktivitätssteigerung kann aktuell nicht mit dem Lohnwachstum mithalten. Hier sind weitere technologische Fortschritte (auch mithilfe von KI) nötig. Ebenfalls werden die Ausgaben der Staaten zur Dekarbonisierung ansteigen; eine Industriepolitik im Namen des Energiewandels. Nach den wertvollen Insights in die aktuelle volkswirtschaftliche Lage und den Zukunftsprognosen in Bezug auf Preis-, Lohn- und Zinsentwicklungen wechselten die Teilnehmenden in die ERFA-Sessions.
In ERFA-Session 1 referierte Dr. Christoph Degen, Rechtsanwalt bei Dufour Advokatur und Geschäftsführer bei ProFonds, dem Verbandspartner des NPO Finanzforums, zum Thema rechtliche Neuerungen für Stiftungen und NPO und ihre finanziellen Implikationen. Er erläuterte den Teilnehmenden die Neuerung in der Aktienrechtsrevision, die Revision des Stiftungsrechts, die Revision des Geldwäschereigesetztes, die Mehrwertsteuer-Neuerungen, den automatischen Informationsaustausch in Steuersachen (AIA) und die Revision des Erbrechts. So sei beispielsweise das Gesetz zur Offenlegung von Honoraren des obersten Stiftungsorgans und ggf. der Geschäftsleitung, das seit 1. Januar 23 in Kraft getreten ist, noch politisch umstritten. Die Eidgenössische Stiftungsaufsicht ESA geht bei diesem Thema sogar weiter als das Gesetz und fordert die individuelle Offenlegung pro Person. Die Offenlegung des VR-Honorars ist ansonsten nur für börsenkotierte Unternehmen vorgesehen. Ebenfalls gibt es eine Diskrepanz zwischen Swiss Gaap Fer 21 und der Forderung der ESA. Der politische Prozess und die rechtlichen Rahmenbedingungen sind hier vermutlich noch nicht abgeschlossen, um den NPO und Stiftungen ein zeitgemässes Umfeld zu bieten.
Kompakt dargestellt und die vielen Fragen kompetent beantwortet sowie von Nicole Reize, Balmer-Etienne AG moderiert, wurden die Teilnehmenden zum aktuellen rechtlichen Umfeld ajouriert.
Die ERFA-Session 2 beschäftigte sich mit den per 1. September 23 in Kraft tretenden Datenschutzbestimmungen. Paul Berchtold und Marcel Bigler, Verlingue AG zeigten den Interessenten kompakt die wichtigsten Aspekte im neuen Datenschutzgesetz und zeigten die organisatorischen, technischen und rechtlichen Handlungsebenen auf. Dabei betonten sie als eine der wichtigsten Massnahmen die regelmässige und wiederholende Sensibilisierung der Mitarbeitenden im Umgang mit Daten. Ebenfalls soll der gesunde Menschenverstand bei der Entscheidung über die Massnahmen angewendet werden und viel in die Kommunikation mit den Mitarbeitenden investiert werden. Es lässt sich nicht jedes Risiko eliminieren und die Elimination von Risiken zieht hohe finanzielle Folgen mit sich. Ebenfalls empfehlen sie, das Datenschutzverzeichnis durchzugehen um zu entscheiden, wie man bei der Umsetzung des neuen Datenschutzgesetztes vorgehen will. Die von Reto Kaufmann, KPMG, moderierte Diskussion zeigte, dass einzelne Organisationen sich mit Weiterbildungen bereits vertieft mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Bei anderen herrscht noch grosse Unsicherheit und Detailfragen. Die Umsetzung ist schliesslich sehr individuell und ein Abwägen zwischen absolutem Einhalten der Richtlinien und der Praktikabilität.
Die dritte, gleichzeitig stattfindende ERFA-Session 3 beschäftigte sich mit «Beschaffungen – Was gilt es für NPO zu beachten?». Die Referenten Stefan Sandmeier, Finanzdirektion Kanton Zürich und Stefan Kühnis, LINDTLAW Anwaltskanzlei zeigten, wann eine Organisation dem öffentlichen Vergaberecht untersteht und was es gegenüber dem privaten Beschaffungswesen zu beachten gilt. Dabei gilt eine subjektive Unterstellung von NPO für Objekte und Leistungen, die zu mehr als 50% der Gesamtkosten mit öffentlichen Geldern subventioniert werden. Auch müssen Schwellenwerte für die Verfahrensauswahl beachtet werden. In den Referaten wurden die Verfahrensarten und der Prozess der öffentlichen Beschaffung aufgezeigt und in den Diskussionen, moderiert von Oliver Berger, BDO AG, besprochen.
Das Schlussreferat von Cornelia Schinzilarz, KLICK Institut für Coaching und Kommunikation hat sicherlich ein Rekord an lange lachenden Gesichtern geschafft. Im Referat «Mit Sprechen und Zuhören Verantwortung leichtfüssig gestalten» zeigte sie auf humoristische und prägende Art, wie das Lächeln die Produktion der Glückshormone aktiviert und damit zur besseren Konzentration und Bewältigung von schwierigen Situation hilft.
Wenn man vor einem schwierigen Gespräch fünf Minuten lächle, habe man später die Fähigkeit, auf Reize besser zu reagieren. Man schaffe es, den Reiz zuerst wahrzunehmen, statt den Reiz das Gefühl bestimmen zu lassen und auf die negativen Seiten einzugehen. Indem ich zuerst wahrnehme, bevor ich reagiere, bleibt wichtige Zeit, um beispielsweise Bündnispartner zu suchen oder herauszufinden, wo die Reiz aussendende Person mir zustimmt und auf die Zustimmung zu reagieren.
Weiter gab Frau Schinzilarz mit auf den Weg, auf die Zwangssprache, also Wörter wie «müssen» zu verzichten. Ein Gespräch entwickelt sich positiver, kooperativer und konstruktiver, wenn wir Aussagen beispielsweise so «nächstes Jahr dürfen wir sparen» statt so «…müssen wir sparen» formulieren. Die Zwangssprache löst Widerstand aus. Dies kann im Übrigen auch in anderen Situationen wie beispielsweise im Umgang mit Teenage-Kindern angewendet werden.
Der Vorstand und die Geschäftsleitung des NPO Finanzforums dankt allen Referenten, Moderatorinnen und Moderatoren herzlich für ihre Engagements und die aufschlussreichen und vielseiteigen Erkenntnisse, die sie uns mit auf den Weg gegeben haben. Ein weiterer Dank gilt den Gönnern, die zur Realisierung der Konferenz wesentlich beitragen. Schliesslich auch einen Dank an die Teilnehmenden, die zur Kultur des offenen Austauschs beigetragen haben.