Im Jahr 2015 führte Nationalbank Negativzinsen ein. Nun sind auch die NPO davon betroffen. Weshalb werden die Negativzinsen ausgerechnet jetzt weitergegeben? Welche NPO bezahlt in welcher Höhe Negativzinsen und welche Kriterien werden angewendet? Welche Alternativen gibt es für die kurzfristige Liquiditätsbewirtschaftung? Am 9. November 2021 lud PostFinance, nach der Initiative und unter der Federführung des NPO Finanzforum mit Unterstützung von Zewo, proFonds und Swissfundraising die NPO zum Informationsaustausch ein, um u.a. diese Fragen zu klären. Mit über 50 teilnehmenden NPO stiess der Anlass auf grosses Interesse.
Anfang 2021 wurden verschiedene NPO, teils per Brief informiert, dass sie ab April, Mai und Juni 2021 ab dem ersten Franken Negativzinsen bezahlen, wie Pius Bernet, Co-Präsident des NPO Finanzforum einleitend erklärte. Diese neuen Bestimmungen führte zu einem Klärungsbedarf seitens der NPO. In einem von 25 NPO unterzeichneten Brief an die PostFinance wurden sie aufgefordert, mit den NPO in einen Dialog zu treten. Nach zwei Meetings in einem engeren Kreis mit Vertretern der NPO und der PostFinance wurde entschieden, ein Informations- und Austauschanlass für alle interessierten NPO auszuschreiben.
Das Informationsbedürfnis war gross; dass sich die PostFinance dem Publikum stellte, wurde sehr geschätzt. In seinem Referat erklärten Ron Schneider, CBO Payment Solutions a.i. & Mitglied der Geschäftsleitung und David Mariétan, Market Development & Sales die generelle Zinssituation und die Ausgangslage der PostFinance. Bisher gab die PostFinance die Kosten des Zahlungsverkehrs sowie die durch das Negativzinsumfeld verursachten Liquiditätskosten nicht an NPO weiter, musste dies nun u.a. wegen steigender Kapitaleinlagen einführen. PostFinance hat deshalb beschlossen, im Jahr 2021 ein neues Zinsmodell für ihre institutionellen Kunden einzuführen. Davon sind rund 59 ZEWO-zertifizierte NPO betroffen. Diesen NPO werden ab dem ersten Franken bis zu einem bestimmten Schwellenwert ein negativer Vorzugszinssatz von -0,25 % berechnet. Oberhalb des Schwellenwerts gilt der marktübliche Satz von -0,75 %. Der Schwellenwert wurde unter anderem auf der Grundlage der für den Zahlungsverkehr erforderlichen operativen Liquidität individuell festgelegt. Die Kundenberater von PostFinance geben gerne Auskunft über die Berechnung des Schwellenwerts oder die Optimierung des Liquiditätsmanagements dieser Institute. Für die restlichen NPO, welche bei PostFinance nicht als institutionelle Kunden segmentiert sind, gilt derzeit noch ein Schwellenwert, d.h. kein negativer Zinssatz. Die Teilnehmer:innen regten an, dafür eine Hotline einzurichten. Die zahlreichen Fragen zeigten, dass ein Bedarf für ein persönliches Treffen gross war. So konnten einige wichtige Fragen geklärt werden, ein gegenseitiges Verständnis füreinander entwickelt und einige Anregungen an die PostFinance weitergegeben werden.
Im zweiten Teil beantworteten Swisscanto und UBS die Frage, ob es Alternativen zum Negativzins für kurzfristige Gelder gibt. Dominik Neukom, Senior Portfolio Manager und Stefan Weber, Leiter Wholesale Schweiz von Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank machten den NPO bewusst, dass, wenn hohe Qualität an Investments, gute Liquidität und kurzfristige Verfügbarkeit gefordert wird, eine Rendite von 0% oder mehr im aktuellen Umfeld nicht möglich ist. Für eine Geldmarktlösung wie dem Swisscanto (CH) Money Market Fund kann geraten werden, um einer Negativverzinsung von -0.75 % zu entgehen.
Die Seitens NPO angeregte Entwicklung einer branchenspezifischen Fondslösung wird weder von Swisscanto noch von UBS empfohlen. Der Aufwand, ein solches zu entwickeln ist gross, die Investorendiversifikation wäre risikoreich (bspw. eine weltweite Krise würde dazu führen, dass alle Hilfsorganisationen ihre Gelder gleichzeitig abziehen).
Alessandro Brun del Re, Relationship Management für institutionelle Kunden und Clemens Rich, Leiter Obligationen CHF bei UBS betonten nochmals, dass wenn man mit dem Kauf von Funds nach der Bezahlung aller Kosten „eine schwarze Null“ erreichen will, höhere Risiken und längere Laufzeiten eingegangen werden müssen. Muss bei NPO ein Negativzins von -0.75 % bezahlt werden, mag sich eine Investition in Fonds lohnen. Hier empfehlen sie für CHF Anlagelösungen eher Kreditrisiken einzugehen. Beim Vorzugszins hingegen wird mit Fonds momentan kaum eine bessere Performance erzielt unter Einhaltung hoher Qualitätsansprüche.
Das NPO Finanzforum, Zewo, ProFonds und Swissfundraising sowie die teilnehmenden NPO danken PostFinance für die Durchführung des Anlasses, dass sie sich sämtlichen Fragen gestellt haben und den persönlichen, zweisprachigen (! deutsch und französischen) Austausch. Wir danken Swisscanto und UBS für die Ausarbeitung ihrer Empfehlungen und den Wissensaustausch.