Am 1. November 2018 war Vincent Raemy, Leiter Finanzen und Zentrale Dienste der Pro Juventute, Gastgeber der ausgebuchten ERFA „Kostenmanagement in NPOs – Erfolgreiche Reaktion auf sinkende Erträge?“. Neben dem Fall Pro Juventute wurden von Simon Lutz die aktuellen Herausforderungen bezüglich Kostenmanagement der arwo Stiftung aus Wettingen aufgezeigt.
Fall Pro Juventute
Seit 1999 bis heute sind die Briefmarkenverkäufe, ursprünglich die Haupteinnahmequelle der Pro Juventute, stetig gesunken. Erst 2009, drei Jahre vor dem Hundertjährigen Jubiläum, als klar wurde, dass die Pro Juventute dieses Jubiläum nicht miterlebt, sofern sich nichts ändern, wurde eine strenge Sanierung durchgeführt. Die Kosten konnten damit stark gekürzt werden. Auf die lange Sicht ist es aber immer noch eine Herausforderung, alle Projekte am laufen zu halten – unter anderem aufgrund der unterschiedlichen und zum Teil volatilen Finanzierungsarten (Spendengelder, Legate, Stiftungen, Fonds, Bund/Kantone). Deswegen ist ein kritischer Blick auf die Kostenseite stetig notwendig. Folgende Massnahmen werden von der Pro Juventute dazu unter anderen umgesetzt:
- Regelmässiger Strategie-/Analyseprozess aller Projekte mit dem Fokus Rentabilität / Leidenschaft / Besser als Konkurrenz
- Professionalisierung des Fundraisings bei Privatpersonen
- Ausbau der gebundenen Mittel durch strategische Partnerschaften, Stiftungsfundraising & Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand
- Betriebswirtschaftliches Bewusstsein bei allen Mitarbeitenden schärfen
- Ausweis des Selbstfinanzierungsgrades bei allen Projekten
- Zentraler, professionalisierter Einkauf
- Effizienz steigern und Overhead Kosten senken
Herausforderungen der arwo Stiftung (Wohn- und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen)
Mit der pauschalen Vergütung pro Klient/in vor dem Jahr 2014, konnte sich die arwo problemlos finanzieren. Per 1.1.2015 hat der Kanton Aargau die Vergütung nach IBB und damit die Unterscheidung von 5 Stufen der Behinderung eingeführt. Per 1.1.2017 wurde der gesamte Topf drastisch gekürzt und weitere Umstellungen des IBB Modells vorgenommen. Damit hat sich die Ertragsseite der arwo Stiftung deutlich verringert und auf Kostenseite mussten / müssen Massnahmen umgesetzt werden. Das sind zum Beispiel folgende:
- Förderung von Kooperationen innerhalb der Branche
- Verbindungen mit der Wirtschaft eingehen (unter Berücksichtigung der Inklusion)
- Aufbau Fundraising
- Repricing mit Lieferanten und zentralisierter Einkauf
- Externe Analyse sämtlicher Angebote
- Skill und Grad Mix im Bereich Wohnen überprüfen
- Betriebswirtschaftliches Bewusstsein bei allen Mitarbeitenden schärfen
Im Anschluss an die beiden Referate wurde intensiv über mögliche weitere Massnahmen und Erfahrungen diskutiert. Herzlichen Dank an Vincent Raemy für die Gastfreundschaft, das spannende Referat und das Apéro im Anschluss. Ein herzliches Dankeschön geht ebenfalls an den Referenten Simon Lutz und den Moderator Marc Schulthess.
Mitglieder können die Präsentationen der beiden Referenten unter Mitgliederdokumente downloaden.