Am Freitag 4. Mai 2018 trafen sich Verwaltungs- und Finanzfachpersonen von Hilfsorganisationen beim Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) in Basel. Ziel war es, sich über Korruptionsfälle auszutauschen und geeignete Präventionsmassnahmen sowie die Vorgehensweise bei Verdacht zu thematisieren.
Das Imputreferat zum Anlass lieferte der Antikorruptionsexperte Matthias Schmid-Huberty, Verwaltungsdirektor bei Swiss TPH. Dabei wurde auch der Fraud-Triangle mit den drei Komponenten aufgegriffen. Erstens ist dies die Motivation oder der Druck wie bspw. finanzielle Sorgen, Abhängigkeiten oder Leistungsdruck. Zweitens ist es die Möglichkeit, bspw. durch Lücken im System, mangelnde Kontrolle, Zugang zu vertraulichen Daten und drittens die Rationalisierung des Täters bspw. durch Gleichgültigkeit, Rache einer «guten Tat» für ein Familienmitglied in finanzieller Not, usw. Für Finanz- und Verwaltungsverantwortliche sind in erster Linie die Komponenten «Möglichkeit» und «Rationalisierung» von Bedeutung. Denn die Möglichkeiten können durch ein gut implementiertes Risikomanagement und Internes Kontrollsystem sowie durch konsequente Sanktionen vermindert werden. Die Rationalisierung fällt einem Täter schwerer, wenn er gut geführt wird und im Unternehmen eine integre Kultur herrscht.
Im Anschluss an das Referat tauschten sich die Teilnehmenden zu folgenden Themen aus:
Was sind wirksame Präventionsmassnahmen?
- Wenn ein Unternehmen die anonyme Angabe von Verdachtsfällen durch Mitarbeitende oder Kunden via Hotline oder Online-Plattform ermöglicht, werden deutlich mehr Hinweise abgegeben als ohne solche Meldestelle.
- Risikomanagement und IKS oder einfache Massnahmen wie das 4-Augen-Prinzip sollten nicht nur vorhanden, sondern bis auf die untersten Hierarchieebenen effizient und aktiv ausgeführt werden.
- Über Korruptionsfälle und deren Sanktionen soll offen informiert werden, um zu verdeutlichen, dass solche Fälle ernst genommen werden.
- Verhaltensregeln sollten vorhanden sein und klar kommuniziert werden. Wenn diese jedoch zu umfangreich sind, werden sie unter Umständen aufgrund der zu hohen Komplexität nicht mehr beachtet.
- Projekte sollten gegen Ende noch besser überwacht werden, da die Erfahrung zeigt, dass Korruptionsfälle häufig dann auftreten, wenn die letzten Ressourcen verteilt/ausgegeben werden.
Was soll man bei Verdacht tun?
Aufgrund der rechtlich komplexen Lage mit diversen Antikorruptions- und Arbeitnehmerrechten sollte bei einem Verdachtsfall ein Experte beigezogen werden. Denn es ist rasch passiert, dass ein Fall nicht mehr verfolgt werden kann, weil bei der Untersuchung nicht alle rechtlichen Vorgaben erfüllt wurden. Hinzu kommt, dass Hilfsorganisationen häufig in vielen Ländern mit unterschiedlichen Rechtsnormen tätig sind.
Dilemma: Hohe Kosten für Verfolgung und Gerichtsverfahren
Wenn ein Verdachtsfall professionell angegangen werden soll, kostet dies im Regelfall relativ viel. Im Vorfeld lohnt sich deshalb eine Kosten-Nutzen-Abwägung. Es muss hier aber erwähnt werden, dass beim Entscheid einen Fall nicht zu verfolgen, an die Mitarbeitenden und die Spender automatisch ein Signal ausgesendet wird.
Mehr Informationen zur Bekämpfung von Korruption sowie diverse Handbücher zum Thema finden Sie unter: https://transparency.ch/
Wenn Sie intern Know-how für die Korruptionsbekämpfung aufbauen möchten, empfiehlt sich die Weiterbildung zum Certified Fraud Examiner. Mehr Infos gibt es hier: http://www.acfe.com/
Die nächsten ERFA-Anlässe zum Thema «Selbstverwaltete Teams – Praxistest bei Spitex Zürich Limmat» finden am 4. Juli 2018 in Zürich und am 15. August 2018 in Basel statt.